Im Land der Dichter und Denker

Klassisches, Skurilles und Lustiges, Tolles und Unglaubliches aus Germany mit einer Prise Unileben und Japan, einem Hauch Ironie und gewürzt mit extra viel nonsense

Tuesday, February 28, 2006

Halbzeit, letzte Februar-Woche, Murakami-Overkill

Morgen ist der 1. März und vor einem halben Jahr saß ich noch in Bonn und war dabei das Weite zu suchen. Seither habe ich mein Zelt hier aufgeschlagen und mich (aber das auch schon seit langem) eingelebt. Ich bin nur zu sehr darüber erstaunt, dass die Zeit so wahnsinnig schnell vorbei geht und ich immernoch stotter wie einst Scatman John und einfach keinen richtigen Satz auf Japanisch herausbekomme. Nichtsdestotrotz gehts voran, langsam aber sicher, jeden Tag ein bißchen mehr - nur nicht ans Ende denken, was aber doch schon so nah ist. *seufz*

Zur Ablenkung gabs meine geliebte, aber mittlerweile geendete Olympiade, mit der Bilanz, dass Japan eine Goldmedallie und viele, viele undankbare 4., 5. und Folgeplätze erreicht hat...aber immerhin Gold in einer meiner Lieblings-to-watch-Sportarten. Außerdem hatte ich endlich Gelegenheit, Zeit und Ruhe meine Dauerlektüre "
Mr. Aufziehvogel" von Haruki Murakami zu beenden. Zuvor hatte ich mir (in Japan) ja schon "Kafka on the shore", "Naokos Lächeln", "Wilde Schafsjagd" und "Tanz mit dem Schafsmann", sowie einen Kurzgeschichtenband zu Gemüte geführt. Den Aufziehvogel fand ich jetzt nicht ganz so toll, wobei mich das Ende doch nochmal gepackt hat...aber wenn man hintereinander so viel von Murakami liest, dann schwirrt einem der Kopf und man weiß nicht mehr wo welche Katze mit wem gesprochen, wer oder was durch welche Wand auf der Suche nach sich selbst oder erotischen Fantasien, Depressionsbewältigung ob in japanischen Großstädten, tiefen Wäldern, oder gar ganz woanders sein "Roadmovie" zu Klassik oder 60er Jahre Oldies erlebt hat.

Mein derzeitiges Roadmovie wird durch eine Queerbeet-Auswahl begleitet und umreißt gewisse Disco-Flower-Power Songs, sowie alternativ-rockige und japanische Stücke. Mal helfe ich zwei Deutschlehrern an der Uni, die im September mit einer Studentengruppe nach Freiburg reist und bis dahin ein paar Alltagskonversationen drauf haben sollte, mal spaziere ich durch den Park hinter dem Wohnheim, sehe wie hier und da die Knospen blühen und alles grün und grüner wird. Zur Belohnung bekomme ich deutsches Brot geschenkt und fahre mit 15 anderen Studenten in die Berge, wo wir uns in heißen Quellen entspannen, frische Luft atmen und unheimlich schöne Natur bewundern.
So geschehen gestern und heute (27.2. und 28.2.), andererorts auch als Rosenmontag und Veilchendienstag bekannt. Bei uns ging es aber ganz und gar unkarnevallistisch zu, selbst der Alkohol war zu wenig um ein "Viva Colonia" anzustimmen...aber nunja, wir waren ja auch dort, um uns zu entspannen. Wir, das waren Michiko, Sayaka, Higo, Yutaro, Hirose, Shinji, Yuko, Sabine, Ping, Minh, May, Christian, Matthew, Bernd, James und ich. Eine bunt gemischte Gruppe, die sich die halbe Nacht Saufspiele spielend amüsierte und am morgen zwischen 6:30 und 10:00 wieder das Tageslicht des Aso-Gebirges erblickte. Am Nachmittag waren wir wieder zu Haus, etwas erschöpft und müde, aber doch zufrieden, dass dieser Kurztrip so glatt über die Bühne ging und mit so vielen Leuten organisiert werden konnte (C3 sei dank).

Hidden. Michiko auf einem Rastplatz.
Telefonzelle. dinner for 16.

im Blick. Onsen in der Grotte.


in der Hütte. in Stimmung.

James kills Vodka. Durchblick. Bambuswald.



lecker dt. Brot.

Sunday, February 26, 2006

Ferien...gestalten


...aber manchmal sollte man auch etwas mit seiner schier unendlichen Zeit anfangen. Entweder Olympia gucken - ich liebe das IOC, dafür, dass es die Spiele termingerecht in meine Ferien gelegt hat, oder mit ein paar hundert anderen Austauschstudenten irgendwo hinfahren. Irgendwo, ist dann um genau zu sagen nördliches Kyushu - Zielort: Saga/Nagasaki. Dort gab es zu sehen ein Keramikmuseum und das Kyushu National Museum, eine Fahrt auf dem "plaesure boat" durch die Kujuku-Inseln, eine Nacht in einem japanischen Ryokan, mit Onsen und so viel zu essen, dass man einfach nur rund und zufrieden in einen tiefen Schlaf fällt, ein Besuch beim Dazaifu Temmangu (Schrein) und vor allem japanische Reisegruppenführerinnen, mit Fähnchen und den Kopf vollgepumpt mit Informationen, die kein Schwein interessieren , aber trotzdem pausenlos herausgesprudelt werden müssen.

Dazu ein paar hundert Fotos, bei den genannten Schauplätzen, auf der Fahrt hin und zurück und Filme von singender ガイドさん (Reisgruppenführerin).
et voilà:

im Keramikmuseum.


on the pleasure boat



dressed in Yukata, stuffed with lots of food



on the road


das Pulitzer-Preis-Photo:


the shrine






Einziges Trauma dieser Reise war eine kontinuierliche Vegetarier-Diskriminierung. Kaum waren wir aus den Bussen Bus1, Bus2, Bus3 in Zweierreihen, händchenhaltend ausgesttiegen hieß es in nicht zu überhörender Lautstärke: Die Leute, die kein Fleisch essen, bitte hier entlang. Dann wurden WIR (die Leute, die kein Fleisch essen) an seperate Tische geführt, an denen unsere ohne Fleisch zubereiteten Mahlzeiten standen. Natürlich haben sie gemundet, aber der bittere Beigeschmack, dass wir den fleischliebenden Japanern eine Last waren, nur weil sie die gestreichelt filetierten Rinderfleischstückchen aus der Soße pulen mussten und sie kein Verständnis für Leute, die kein Fleisch essen haben, war leider nicht mit Misosuppe oder Soyasoße zu verhindern.

Das Lustige an der Sache ist jedoch, dass man vor der Reise seine Speiseprefernzen angeben sollte. Als sich herausstellte, dass es Personen gibt, die sich als Vegetarier bekannt hatten, wurde nochmal nachgefragt, ob wir denn auch kein "beef" essen würden...

Ferien...

...endlich Ferien.
Was gibt es schöneres als Ausschlafen, stundenlang lesen oder faulenzen, ziellos durch die Stadt bummeln und das auch noch bei unheimlich schönem Wetter und überhaupt, dem bloßen Nichtstun?!

eben.

Thursday, February 16, 2006

Von Olympia-Nächten und der vorgezogenen Regenzeit

„es regnet nicht nur in der Regenzeit und schüttet aus Kübeln nur so runter…“ singen es 2RaumWohnung, als wären sie erst letztens durch Kumamoto getourt. Waren sie aber nicht, stattdessen musste ich mir ein Regencape für 100 Yen besorgen. Eins, was noch nicht mal bis zu den Knien reicht und somit Sinn und Zweck zu 70 Prozent verfehlt. Zu einigermaßen 30 % bin ich trocken zu Hause abgekommen, aber nasse Hose, Schuhe und Socken sind echt nicht lustig…lustig aber ist, dass die Mehrzahl der Japaner, etwa 99,9% total modisch-bewusst auf Regencapes verzichtet und lieber risikofreudig mit dem Schirm (auch für 100 Yen erhältlich) in der Hand durch die Stadt radelt. Das ist zwar total nicht erlaubt, aber viel schicker – und weil das jeder so macht, macht das auch jeder so. Merkt euch also, wenn ihr nicht als Ausländer auffallen wollt, dann verzichtet auf Regencapes und schirmt den Regen mit Kitty, blau, gelb, rosa, grün gepunktetem Schutz ab. Gilt allerdings nicht für großgewachsene, blonde Ausländer…(!) Achtung: Kein Schutz vor Unfällen garantiert, denn Autos, die logischerweise keinen Schirm benötigen und somit weiterhin zweihändig gelenkt werden können, fahren nicht automatisch langsamer, wenn sie Radfahrer überholen wollen.
Um mich für die eigentliche Regenzeit im Juni/Juli zu rüsten, werde ich mir noch eine passende Regenhose, auch diese im SuperSpezialUndEigentlichImmerAngebot für 100 Yen, besorgen. Dann werde ich zu 100 % dem Regen standhalten können und modisch gegen Massenware Regenschirm rebellieren.
Und weil Statistik so viel Spaß macht, setz ich noch einen drauf: Wenn man nun also zu den 0,1 % gehört, ob Japaner oder Nicht-Japaner, die sich für ein sicheres Fahrradfahrvergnügen durch einen schier unaufhörbaren Regen entschieden haben, sollte man darauf gefasst sein, dass man pitschnass zu Hause angekommen, kein anspruchsvolles Fernsehprogramm vorfinden wird [ok – zugegeben, als Autofahrer, Fußgänger, Busfahrer oder Stubenhocker gilt diese Regel gleichermaßen]. Vor Mitternacht läuft hier nix gescheites…und NEIN, ich rede nicht von anspruchsvollem PayTV, um Gottes Willen. ICH, ihr kennt mich, spreche von anspruchsvollem, spannendem und LIVE-übertragenem Olympia!

Da wird mitgefiebert, mitgefeiert und mitgefühlt, trotz Zeitverschiebung, die zwischen Turin und Kumamoto satte 8 Stunden beträgt. Soll heißen, die Eiskunstlauf-Wettkämpfe sehe ich mir ab 3 Uhr nachts an und Bettruhe finde ich ab ca. 7 ,8 Uhr morgens, je nachdem ob ich mich noch zu einer morgendichen Joggenrunde aufraffen kann. Morgens ist die Stadt noch ruhig, die Luft klar und wenn die Sonne über den Bergen aufgeht, dann kann es einfach kein besseres Einschlaffeeling geben.

Nun werde ich mich meiner letzten Hausarbeit in diesem Semester widmen, Thema:
Blutgruppen und Persönlichkeit - in Japan gibt es ein Phänomenglauben, nachdem die Blutgruppe die Persönlichkeit eines Menschen bestimmt. Ich versuche mich diesem Thema auf Japanisch nähern, auch wenn ich es haaresträubend finde, darüber nachzudenken. Aber andererorts glaubt man ja auch an Horoskope und an das Gute im Menschen.

Zum Schluss noch ein aktuelles Foto – ausnahmsweise mal von mir und nicht von der Stadt, vom Park oder irgendwelchen Skurilitäten…

Im Eifer des Gefechts…oder man könnte auch sagen, aus purere Langeweile…habe ich nämlich ein bißchen an meinen Haaren rumgeschnibbelt. Hier das Ergebnis. Mein Lächeln musste sich aber auch erst mal mit der neuen Frisur anfreunden… aber mittlerweile kann ich damit leben.


Die sensible Welt der Technik…

jetzt muss ich alles nochmal tippen...

manchmal macht das Internet was es will. Bevor ich also den eigentlichen Post blogge, hier noch einen, den ich vor langer Zeit mal geschrieben, aber nie veröffentlich habe.

. …wenn ich morgens aufstehe schalte ich meistens zuerst das Radio ein und springe in meine kleine Bad-Kabine aus Plastik. Zähneputzen, Klo, duschen…dann auf zum Frühstück machen. Dazu koche ich Wasser in einem Kessel auf und schon taucht das erste Kratzen in der Frequenz auf, denn nicht jeder Radiosender mag sich mit meinem Elektroherd anfreunden. Die Spannung zwischen den beiden Geräten trotz halber Meter Entfernung ist eindeutig wahrzunehmen und wird zusätzlich dadurch verstärkt, wenn ich mir zum Frühstück die aktuellsten Nachrichten im Internet durchlesen will. Wenn der Computer über Strom läuft, das Radio an ist und ich ggf. auch noch Wasser aufkoche, dann ists vorbei mit der friedlichen Morgenstimmung, selbst wenn die 8Uhr Sonne durch mein Fenster scheint. Das Radio streikt und und die Herdplatte fiepst…nur der gute PC macht keine Zicken, den lässt das alles kalt…es sei denn ein Virus taucht auf und nistet sich ein, dann ists auch hier vorbei. Aber den habe ich ja hoffentlich nicht und so muss ich also auf japanisches Radio während meiner Morgenlektüre Internet verzichten und kaltes Wasser trinken. Oder sollte ich aufs Internet verzichten???? Ich glaube um hier friedvoll leben zu können, ohne irgendwann einen Kurzschluss zu bewirken muss ich wohl ein paar Kompromisse machen.
Letztens erst wollte der Feueralarm im Wohnheim keine Ruhe geben. Keine Ahnung, was den geritten hat, auf jeden Fall hat er im 10 Minuten-Rhythmus, etwa 2 Stunden lang getönt und die Bewohner auf den Gang und Balkon gejagt. Beim ersten Mal ist man noch brav rausgelaufen, aber danach.

Vielleicht hat die Welt der Technik auch nur ihre Tage.

Saturday, February 11, 2006

お久しぶりですねー!

Hallo liebe Leser,

nun ist es wieder so weit - ich schreibe wieder! Es steht zwar noch eine Prüfung an und die beiden Hausarbeiten, für die ich die Themen mittlerweile gewählt habe, müssen auch noch getippt und gedruckt werden, aber ich gönne mir und euch zwischendurch auch noch ein bißchen Lesestoff.

In den letzten beiden Wochen war ich in sportlicher Hinsicht ziemlich faul, da ich bis auf eine Joggingeinheit, ein bißchen powerloses kurzes Yoga nichts gemacht habe. Aber dafür...hihi...finden ja jetzt die OLYPMPISCHEN WINTERSPIELE statt!!! Yeah!!! Ja und da ich heute auch noch einen Fernseher bekomme kann ich gaaanz viel Sport treiben - Sesselsport! Mann, ist das toll - da ist das Semester um und ich habe gleich was zu tun: Stundenlang Fernsehen! Noch nie habe ich mich so aufs Fernsehen gefreut!

Ansonsten möchte ich euch nur noch kurz vom Tatsuda-Yama Park hinter meinem Wohnheim erzählen. Das ist nämlich der schönste Park/Wald, das schönste Stückchen Natur, was ich bisher in Japan gesehen habe. Man kann sich stundenlang verlaufen, man hat einen unglaublichen Blick auf Kumamoto und die drum herum liegenden Berge, man atmet frische Luft und man fühlt sich einfach phantastisch, wenn man dort spazieren geht. Andere Spaziergänger grüßen einen freundlich und widmen sich ihren Gesängen, oder ihren Hunden, oder ihrem Geist, was auch immer. Andere pflegen die Gräber ihrer Verstorbenen - ich habe noch nie einen so schönen Friedhof gesehen (und ich meine das vollkommen Ernst - wer das makaber findet, soll sich hierher begeben und erst ein Mal den Blick und die Ruhe genießen), auf dem keine bedrückende Stimmung liegt, wie ich sie von deutschen Friedhöfen kenne.

Und weil heute das Wetter so gut ist, werde ich dort noch ein bißchen Energie für meine letzte Prüfung und Inspiration für meine Hausarbeit über "Nô-Theater", in meinem Poetry-Kurs tanken.