Im Land der Dichter und Denker

Klassisches, Skurilles und Lustiges, Tolles und Unglaubliches aus Germany mit einer Prise Unileben und Japan, einem Hauch Ironie und gewürzt mit extra viel nonsense

Friday, April 28, 2006

April, April

...und auch der April, April geht vorbei...noch zwei Tage und dann ist Mai!
und am Montag hab ich frei...nun genug Reimerei.


Es ist Freitag abend - beinah nacht - und anstatt mich zu besaufen und fix und fertig in mein viel zu kleines zu Bett fallen, am Samstag bis in die Puppen schlafe und mal wieder nichts gebacken kriege, schreibe ich hier, allein in meinem Zimmer sitzend, einsam ein bißchen Chuhai trinkend, was sich so ereignet hat in der Weltmetropole Kumamoto - immerhin eine 600.000 Einwohner-Stadt.

Die Uni läuft jetzt schon seit drei Wochen und selbst die Kanji-Tests sind gar nicht sooo schwer, wie vermutet. Der Hörverständnis Kurs, in dem ich als einzige Europäerin neben den Kanji-Experten aus China und Korea lausche und mein bestes gebe (überall eben GANBATTE), ist dagegen echt der Hammer. Mittwoch ist mein Hammer-Tag, weil ich von morgens 8:40 bis abends meistens 18:30 Unterricht habe, zwar mit Mittagspause und einer Freistunde, aber dennoch geht ein ganzer Tag dahin für Lesen, Aufsatz, Musik und Shodô. Aber ich denke, dass mein Stundenplan auch viel Freizeit und Faulheit zulässt und vor allem viele Gelegenheiten um meiner Schreibwut freien Lauf zu lassen.

Heute habe ich mir gedacht, dass ich euch mal von meinen Lehrern erzähle, schließlich sehe ich die jeden Tag und werde sie schmerzlich vermissen, wenn ich wieder in Bonn bin, unbezahlbare Studiengebühren auftreiben muss um mein Studium schnellst möglich zu Ende zu bringen, wo alles auf Bachelor umgestellt wird und auch die Ära der Regios ein Ende hat (soll heißen, am WS 06/07 kann man Regionalwiss. Japan nicht mehr anfangen zu studieren).

Nun, so soll es sein:
Fangen wir mit Montag an, da habe ich eine Stunde, von 16:00-17:40 Japanische Kultur und Gesellschaft, bei Herrn Yôichi. Bisher hatte ich erst zwei Mal Unterricht bei Herrn Yôcihi, aber beide Male trug er graue Toe-Socks in braunen Ledersandalen, mit einem Riemen zwischen großem Zeh und der anderen 4en. Dazu einen scheußlich, ausgewaschenen Pullover à la ehemalige Schullehrer (Hose trug er zwar auch, aber die ist unauffällig). Er hat großes Interesse an Deutschland und fragt Sabine und mich so einiges, was ich (wir) wissen müsste(n), (ich) es aber wegen Abneigung gegen meine ehemalige Geschichtlehererin irgendwie nicht wirklich gut gelernt habe. Bewertung fällt trotzdem positiv aus, weil er nett ist, verständlich redet, gerne Fragen beantwortet und uns für Montag frei gegeben hat.

Weiter mit Dienstag wo ich zwei Stunden habe:
Video-Nachrichten Kurs bei Imanishi Sensei von 12:50 bis 14:20. Herr Imanishi raucht leider viel zu viel, was man dann bemerkt und bedauert, so bald man ihn in seinem Büro aufgesucht hat. Ansonsten behauptet er, er könne kein Englisch, oft aber unbekannte Vokabeln ins Englische übersetzt. Übersetzt er mal nicht, dann erklärt er uns den japanischen Wortschatz gekonnt, oft witzig und hin und wieder auch mit Zeichnungen - und vor allem mit einem Lächeln im Gesicht. Fährt über die Feiertage nach Hause (Kobe) um mal wieder bei seiner Familie zu sein. Bewertung: Auch positiv, trotz Nikotin-Laster, weil sehr sympathisch und null streng!

In der 5. Stunde habe ich "Deutsche Kultur- Fußball" bei Herrn Bauer. Er kommt ursprünglich aus München und hat auch einen leichten Dialekt im Deutschen. Spricht aber fließend Japanisch und wird zudem von seinen japanischen Schülern hochgelobt, wenn er besonders schwierige und seltene Kanjis an die Tafel schreiben kann - dafür ist sein Tafelbild und seine Rechtschreibung (im Deutschen) katastrophal. Trägt immer Anzug und ist sehr höflich zu seinen Studenten. Bewertung: etwas fad...weil pädagogisch nicht wirklich schwungvoll, trotzdem nett und bemüht! (PS: sollten Sie das hier jemals lesen, Herr Bauer, Verzeihung!).

Mittwoch beginnt mit einem Lesestündchen bei dem bereits vorgestellten Herrn Imanishi. In der 2.Stunde habe ich Aufsatzübung bei Frau Matsuse. Sie unterrichtet strikt nach Buch, hat immer die gleiche Frisur, ist ziemlich knochig gebaut und für eine Anekdote über ihren Ehemann oder männliche Kollegen immer zu haben. Begegnet man ihr aber auf dem Flur dann ist sie eher schweigsam und man weiß nicht, ob man das persönlich nehmen soll oder nicht. Bewertung positiv mit leicht absteigender Tendenz, wegen wechselnder Laune vor und nach dem Unterricht.

In der dritten habe ich dann "Japanese Culture in Japanese songs" bei Herrn Ohno, den wir auch einfach nur Tat nennen dürfen. Dass wir ihn Tat nennen dürfen, hat er uns in der ersten Stunde gleich dreimal erklärt, auf Englisch. Sein Englisch ist zwar nicht perfekt....aber mein Japanisch auch nicht. Er mag es nicht, wenn man mit seinem Sitznachbarn oder -Gegenüber (wir sitzen an einem riesigen Gruppentisch zu 8) tuschelt oder Witze reißt, selbst wenn er nichts sagt. Abgucken ist ganz und gar nicht erlaubt, aber nein...wer würde das auch tun und am liebsten mag er wohl Liebeslieder oder solche, in denen es um eins geht "alles wird gut/gib nicht auf". Bewertung: Er ist leider etwas sehr ernst und versteht unseren jugendhaften Humor nicht, aber ich mag den Unterricht sehr gerne.

Die vierte Stunde verbringe ich meistens Kaffee trinkend in der Mensa, bevor ich zum Shodô Kurs bei Herrn Mori spaziere. Herr Mori besteht auf das Ritual aufstehen und ordentlich begrüßen, bevor es mit der Malerei losgeht. Aber schließlich geht es ja auch um eine tiefgehende Kunst- und Traditionsform in Japan - "der Weg der Schrift".
Er hat vier Kinder (oder waren es fünf...ich habs vergessen) und ist zu jedem Studenten sehr nett. Den Austauschstudenten will er zwar keine Credits geben...aber ich glaube schon, dass wir sie bekommen werden, schließlich harren wir bis zum Schluss aus und arbeiten mit. Da wird dann interpretiert und analysiert und selbstverständlich auch selbst ausprobiert. Bewertung fällt eher positiv aus, auch wenn mir manchmal ein bißchen Didaktik und mehr technische Erklärungen fehlen.

Donnerstag beginnt mit Hörverständnis bei Frau Matsumoto. Eine nette Frau, stressfrei und eher lustig, wenn es um die Erklärung einzelner Vokabeln geht. So lief sie im letzten Semester gegen die Tafel um das Wort "Zusammstoß" zu beschreiben....das nenne ich Einsatz! Außerdem lächelt sie oft, lobt einen, wenn man was richtig gemacht hat - und da das bei mir nicht so oft vorkommt, freut es mich dann um so mehr und überhaupt versucht sie jeden nach seinem individuellen Level zu bewerten. Bewertung auch hier positiv.

Nach der Mittagspause habe ich dann viel Spaß bei Herrn Umeda, der "presentation" im Compurerraum unterrichtet. Angeblich hat er seinen Namen sogar auf seinen Turnschuhen stehen, aber ich vergesse immer das zu überprüfen, achte ich docher eher auf das was er über die schlauen Computer erzählt, die so toll und intelligent Japanisch schreiben können. Hoch motiviert und mit vollem Körpereinsatz verbringt er 90 Minuten meistens damit zwischen den Reihen umher zu springen, in sein Büro zu rennen um irgendein Kabel zu suchen oder unter Tischen zu kriechen, weil mal wieder einer der neuen Macs ein Problemchen hat. Er lacht viel, macht viele Witze und die Tatsache, dass er auch ein paar Stunden in einer Grundschule unterrichtet macht sich auch insofern bemerkbar, dass er kein hochkompliziertes Japanisch mit uns spricht. Bewertung sehr positiv, ich kann aber verstehen, wenn es Leute gibt, die ihn sehr stressig finden.

Am Freitag habe ich dann japanische Lyrik in der dritten bei Herrn Sakata. Herr Sakata hat auch mal Deutsch gelernt und wirft dann ab und zu mal ein deutsches Wort ein, um Bestätigung von Bernd, Sabine oder mir zu bekommen. Ansonsten hat er mal seinen Gürtel nicht durch alle Schlaufen seiner stets marineblauen Hose gezogen und gestaltet seinen Unterricht leider nicht besonders spannend. Es gibt wenig Interpretation und Begriffserklärung, wenig Möglichkeit als Student Stellung zu nehmen...nichts desto trotz und zu meiner Verwunderung hat er den gesamten Kurs für nächsten Samstag zu sich nach Hause eingeladen. Bewertung eher nett, positiv - hinterlässt oft einen etwas unbeholfenen Eindruck.

Zu guter Letzt habe ich dann noch ein Stündchen Kanji bei Herrn Kowaki. Ich füge gerne hinzu, dass er etwas "kowaii" (beängstigend") ist, wg. der Wortähnlichkeit. Aber eigentlich ist er gar nicht sooooo schlimm - nicht wirklich jedermanns Freund, ich glaube ein paar chinesische Studenten sollten zukünftig ihre Zunge hüten und so manch einer wünscht sich, im Test besser abgeschnitten zu haben, um nicht gesagt zu bekommen (vor dem ges. Kurs), dass man lieber den leichteren Kurs machen soll. Aber trotzdem scheint er ganz ok zu sein, der wohl auch viel einzustecken hat (Frau Matsuse hackt mit Vorliebe auf ihm rum) und schon viel gesehen hat in der Welt. Leider versteht er auch ein bißchen Deutsch, so dass uns wenig Möglichkeit bleibt während des Unterrichts über Kanji-Kowaki zu lästern. Bewertung auch eher positiv, leichte Tendenz zur Verbissenheit, aber fordernd und anspruchsvoll streng.

Achja und dann gibt es da noch Frau Sakashita - die Jazz-Dance Lehrerin. Eine sportliche, zierliche Frau in stets schwarzer Hose mit roter Jacke, unter der sie ein gelbes T-Shirt mit "rhytmischer Gymnastik"-Aufschrift trägt. Außerdem trägt sie immer ein Lächeln auf ihrem Gesicht und geht auf jeden einzelnen in der Gruppe ein. Auch hier bleibt zu sagen: Bewertung positiv!

Natürlich gibt es noch anderen Lehrer - bei denen ich letztes Semester Kurse belegt habe und dann natürlich noch die Belegschaft aus dem Büro, aber ich habe schon ziemlich viel geschrieben und irgendwann will ich heute auch noch schlafen, so dass ich dann ein anderen mal berichte, wen es hier noch gibt. Wahrscheinlich dann erst im Mai, nach der Golden Week und meinem ersten Referat in diesem Semester.

In diesem Sinne, gute Nacht und Frohes Lernen!

Friday, April 21, 2006

zeit

nach einer voellig schlaflosen nacht sitze ich im pc-raum und habe so eben meine kurs-registrierung beendet. zuvor musste ich im studentensekretariat mit haenden und fuessen erklaeren, dass mein passwort irgendwie nicht mehr funktionierte und bis mir einer helfen wollte, war ich fast schon eingeschlafen...dabei dachte ich, dass die japaner immer so freundlich seien. aber auch japaner haben mal keinen bock und wollen bei einer tasse kaffee lieber so tuen, als waeren sie hochbeschaeftigt.

letzte nacht habe ich also fleissig kanjis gelernt (weil ich nicht schlafen konnte) und bin gespannt, wie ich mich dann heute machen werde...

...jetzt grade will ich nur zeit totschlagen, bis ich zum essen abgeholt werde...demnaechst dann ereignisreicheres aus Kumamoto und wieder von meinem home-pc mit umlauten!

Wednesday, April 19, 2006

procrastination-profi

...drücke mich mal wieder gekonnt vorm Kanji Lernen und vor dem Gedanken, dass mich am Freitag ein wahrscheinlich schwerer Kanji-Test bei meinem "Lieblings"Lehrer erwartet. Stattdessen verdrücke ich grade meinen Toast-Vorrat für eine Woche (am Montag gekauft), mit der Entschuldigung, dass ich heute Mittag nicht wirklich viel und vor allem keine Kohlenhydrate hatte. Außerdem muss ich euch auch an meinem wirklich spannenden Studentenleben teilhaben lassen, das täglich mit neuen Herausforderungen und Abenteuern konfrontiert wird, so dass ich gar nicht weiß wo ich eigentlich anfangen soll zu erzählen (am besten ich lass es gleich).

Fakt ist: Ich belege nicht den Japan-Kultur Kurs, dafür aber einen Shôdo Kurs (Kalligraphie) und wie bereits angekündigt einen Kurs über die Fußball-Kultur in Deutschland. Mein Referat am 9.5.06 trägt den Titel "Frauenfußball" und ich hoffe, dass mir Wikipedia ausreichend Material liefert...sonst, sonst bin ich geliefert. Nein, sonst sehe ich mich tatsächlich gezwungen einen Schritt in die Bibliothek zu tun und wissenschaftlich zu recherchieren...irgendwie ironisch, wenn man weiß wie ich wissenschaftlich recherchiere. Da kommt nämlich erst ein mal das Internet und....dann.....ja, dann....ein GROßES Fragezeichen und viel, viel, viel....
"procrastination" eben.

Aber, dadurch, dass ich euch über meine Fortschritte beim Aufschieben wichtiger Arbeit erzähle, schiebe ich zugleich das Aufessen meines Toastvorrats auf und schone wiederum meinen Magen, der auch mal etwas Gesundes vertragen könnte - nur nicht heute, heute ist Ausnahme, schließlich war ich von 8:40 bis 18:30 in der Uni...ihr seht, heute habe ich für alles eine Entschuldigung!

Und wenn ihr eigentlich gerne wüsstet, was ich Spannendes, Studentenleben-Mäßiges treibe, dann verzeiht meine Schreibfaulheit, aber ich glaub, ich muss jetzt echt mal anfangen zu lernen.

Nachtrag- Quiz:
Warum kann ich mal eben (ca. 5 Minuten) diesen Post schreiben, aber nicht mal eben ein paar Kanjis in mein Hirn pauken???

Antworten bitte an:

Ms. Catie-hat-'nen-Knall-und-zu-viel-Zeit
Stichwort: Procrastination
Hello-Catie Str. 1984
4-19-2006 Kein-Toast-mehr-da-Town

...der Gewinner erhält meinen schlechtesten Kanji-Test und eine Überraschung dazu!

Monday, April 17, 2006

Fundstück 17-4-06

die Japaner....hahaha, also wer nach der WM Bonn nicht kennt, dann weiß ich auch nicht...

http://www.asahi.com/english/Herald-asahi/TKY200604170106.html

Friday, April 14, 2006

back to school

Pünktlich zum Semesterbeginn ziehen sich die Wolken zusammen und ergießen sich über dem Uni Campus in Kumamoto...die Studenten drängeln sich alle zur selben Zeit in die Mensa wo der Kampf um Sitzplätze seine Opfer fordert und man wartend darauf hofft noch etwas Warmes zu essen zu bekommen. Mittagspause ist hier nicht mehr mit einer stressfreien Stunde und Ruhezeit zu verbinden...

Die Studenten wirken noch etwas müde, wenn nach Vokabeln und historischen Ereignissen gefragt wird und man hat Mühe den richtigen Hörsaal zu finden - den JETZT hat man (als Austauschstudent im 2. Semester) nicht mehr nur Japanisch im berühmt-berüchtigten Classroom 3, nein...da geht es hoch hinaus, etwa zu A 303 oder gar ins andere Gebäude, Professoren sprechen nur Japanisch und Kommilitonen sehen einen von der Seite an (v.a. mich), weil sie sich fragen, ob da ein Austauschstudent sitzt, oder einer von ihnen.

Es hat sich was getan seit dem letzten Semester, als ich all meine Prüfungen bestanden hatte und in die Ferien gestartet war - die Kirschblütenfront schneite vorbei, Studenten feierten ihren Abschluß und neue Studenten feierten ihren Anfang, alte Unterlagen wurden verbrannt und neue gedruckt und nun, nun hock ich hier und versuche mir einen nicht zu stressigen Stundenplan zusammen zu puzzlen, der
  1. Ausschlafen erlaubt,
  2. zu viele Punkt-12 Mensakämpfe umgeht und
  3. trotzdem mindestens 10 credits bringt.
Und so wie es jetzt nach einer Woche "schnuppern" aussieht werde ich folgende Kurse belegen:

  • Japanische Kultur                       
  • Japanische Kultur und Gesellschaft              
  • Video-Nachhrichten Kurs                 
  • Lesekurs (wie letztes Jahr...also machbar)      
  • wissenschaftl. Aufsatzübung (schwer)         
  • Japanese Culture and Japanese songs
  • Hörverstehen (verdammt schwer)             
  • Presentation (lustig...das wird verdammt lustig)
  • Japanische Lyrik
  • Kanji (auch schwer)
...alles in allem also ok...habe 13 credits und evtl. setz ich mich noch in den "Fußball" Kurs von Herrn Bauer. Da wird dann über die Fußballkutur in Deutschland gesprochen (auf Japanisch freilich) - bringt nochmal 2 credits. Ansonsten habe ich endlich mit Jazz Dance angefangen (2x die Woche) und es heute morgen leider nicht geschafft ne Runde joggen zu gehen...aber das krieg ich auch noch hin. Jetzt ist nur Disziplin gefragt (haha...ihr kennt mich ja).

In diesem Sinne
頑張れ

Sunday, April 02, 2006

ただいま!!! bin wieder dahaaaa

Hallo und zurück in Kumamoto!
Zwar etwas früher als geplant, aber dafür mit vielen Fotos und schönen Erinnerungen im Koffer. Für diejenigen, die wenig Zeit haben - tut’s mir leid, dieser Post wird glaube ich sehr lang...also fang ich am besten mal an:

1. Kapitel: Auf nach Nagoya und Seto

Am 18.März stieg ich um kurz vor 20:00 in den Nachtbus nach Nagoya, wo ich den dicken Disco-Daniel für einen Tag treffen würde. Als ich dann am nächsten Morgen um 7:30 in Nagoya angekommen war und Daniel mich in sein Wohnheim geschmuggelt hatte, schmiegten wir zunächst Pläne, wie wir den Tag verbringen sollten. Wir bummelten dann ein wenig durch die Stadt, zogen dann weiter zum Gamecenter und besuchten das Schloss von Nagoya. Wir sahen den Campus der Nanzan Uni und genossen den Blick vom Dach des Wohnheims, in dem Daniel wohnt. Am Abend trafen wir zwei seiner Freunde und sangen Karaoke, bis sich die Balken bogen. Am Montag schliefen wir erst mal aus und spazierten zum Sky Tower, der leider zu hatte, liefen dann aber durch den "zehntausend Schritte Wald", der daneben lag. Gegen zwei machte ich mich dann allein auf um nach Seto zu fahren, wo ich für eine Woche bei der Familie Ito wohnen würde.



(Blick auf Nagoya v. Schloss; Sky Tower; Sakae - das Ausgehviertel; Disco-Daniel und Katakana-Catie)

In Seto angekommen traf ich dann meine Gastmutter (Mayumi) und meine beiden kleinen Gastgeschwister (Hinako, 4 und Satoshi, 2). Die Kleinen wollten dann noch ein bißchen im Spielparadies toben, also unterhielten Mayumi und ich uns erst mal ein bisschen über dies und das. Zu Hause wucherte ich meinen Rucksack in mein eigenes Zimmer - größer als mein Bonner WG-Zimmer - und aß Erdbeerkuchen. Keine zwei Stunden später gab es Abendessen. So ging das ungefähr die gesamte Woche: essen, essen und essen...mann, bin ich fett geworden. ;)


2. Kapitel: Eine Woche Seto - ich glaub ich geh unter die Hausfrauen

Am Dienstagmorgen lernte ich auch meinen Gastvater (Hiroshi - Bankkaufmann) kennen und da am Dienstag ein Feiertag war unternahmen wir zu fünft einen Tagesausflug zum Inuyama Schloss - das älteste Schloss Japans, gebaut von Tokugawa Ieyasu. Außerdem waren wir beim momo-tarô Schrein, der so genannte Kinder-Schrein. Abends habe ich dann bei einen Bier versucht mit Hiroshi zu reden, aber besonders gesprächig war er nicht: Fußball und die anstehende WM haben die beklemmende Stille dann doch ausgefüllt.

(Die beiden Kleinen vor dem Inuyama Schloss; mit den Itos zu Hause; das Haus)

Am Mittwoch hat Hinako den Kindergarten geschwänzt und wir sind zu viert zur Keramikstraße gefahren - denn Seto ist ziemlich berühmt für Keramik (und sonst nix). Das dazugehörige Museum hatte leider zu, also fuhren wir zum maneki-neko Museum (ein kleines Museum, das viele verschiedene Grußkatzen ausstellt) .
Dort erfuhr ich, dass Seto auch einen Austausch mit der französischen Stadt Limoge hat, da beide Städte für Keramik bekannt sind. Im Stadtmuseum habe ich dann erfahren wie Keramik hergestellt und nach und nach zu den verschiedensten Schalen, Tassen und Vasen geformt wird. Anschließend fuhren wir zum Supermark, um für das große Abendessen mit Mayumis Freundinnen und deren Kindern einzukaufen. Ich staunte dann nicht schlecht, als gegen 19Uhr abends vier Freundinnen da waren und jede mindestens ein Kind im Schlepptau mitbrachte. Die Horde Kinder hat mich echt Nerven gekostet, weil sie auf dem Sofa kletterte, das Klavier halb zerschmetterte, alle Spielsachen aus den Kisten kramte (und, mein Gott, ich wusste gar nicht, dass Kinder so viele Spielsachen besitzen können) und auch beim Essen nicht stillhalten konnte. Ich frage mal ganz vorsichtig, war ich auch so???? Das Essen bestand aus Misosuppe, Sushi, Frühlingsrollen, Sandwiches und Baguette mit Avocadodip. Zum Nachtisch gab es von mir zubereiteten Schoko-Pudding und von Asuka (eine von Mayumis Freundinnen) mitgebrachten Kaffee-Wackelpudding (ja, so was kann man essen - schmeckt auch). Mit vollem Magen bin ich dann irgendwann früh ins Bett gekullert.


Am Donnerstag, den 23.3.06 war ich dann mal allein unterwegs, um mal was aus Keramik zu formen. Das war mal gar nicht so leicht und ich bin mal auf das Ergebnis meiner asymmetrischen Obstschale gespannt, die hoffentlich in einem Stück hierher geschickt wird. Das Wetter war einfach traumhaft, weshalb ich dann noch ein wenig durch die Gegend spazierte und dann nachmittags wieder zu Hause war. Habe ferngesehen, im Internet gesurft, Musik gehört, gefaulenzt.

Am Freitag kamen noch ein paar andere von Mayumis Freundinnen und wir haben ein paar Stunden lang gehäkelt, während die Kinder die Bude auseinander nahmen. Aber häkeln beruhigt unheimlich und man merkt den Lärm und das Chaos irgendwann nicht mehr - zumindest hatte es so den Anschein, da keine Mutter gestresst schien. Während die eine stillte, erklärte die andere die Häkel-Reihenfolge und wieder eine andere deckte den Tisch fürs Mega-Mittagessen. Das bestand aus Spaghetti-Gratin, Kartoffelsalat, Yaki-Soba und Lasagne. Ich habe vielleicht die Hälfte geschafft und mich danach meinem gelben Häkel-Dings Da gewidmet. Da ich kein Kind habe, dem ich hin und wieder mal die Windeln wechseln muss etc. war ich am schnellsten fertig und konnte meinen gelben Häkel-Untersetzer auch sehen lassen.

Am Samstag war wieder Familientag, Hiroshi hatte frei. Wir fuhren dann gemeinsam zum Keramik-Straßen-Museum, was am Mittwoch zu hatte und ließen uns von einem alten Mann alles zeigen und erklären. Anschließend ging es zum Kulturzentrum, wo ein Klavierkonzert für Kinder stattfand. Ich glaube den meisten Kindern hat der Auftritt der beiden grünen Expo-Maskottchen am besten gefallen...drumherum gab es das After-Expo-Event, da vor einem Jahr die Expo begonnen hatte und auch Seto mit vielen Freiwilligen teilgenommen hatte. Man hat gemerkt, wie sehr die Seto-Leute den Expotrubel vermissen und gerne mehr "Action" in ihrer kleinen Stadt hätten. Mit einer Ausstellung und Filmvorstellung erinnerten sie an die Expo, die ich glaube ich gerne gesehen hätte. Irgendwie schaffe ich es immer, bei großen Events im falschen Land zu sein (Expo 2000-Hannover, ich in USA; WM 2002 in Japan/S.Korea, ich in Deutschland; Expo 2005 in Japan, ich noch in Deutschland; WM 2006 in Deutschland, ich in Japan).


Am Sonntag gab es zum Frühstück Pfannkuchen. Nach dem Frühstück sind wir losgefahren um in einem Waldhaus mit Freunden von Mayumi (und den ganzen Kindern) den Tag zu verbringen. Das besondere war, dass wir traditionell und wir vor 100 Jahren gekocht haben - an einem riesigen Steinofen. Das war mal was den Reis da zuzubereiten, als sonst in einem Reiskocher. Auch den Lachs haben wir an einer Feuerstelle gegrillt und die Misosuppe brodelte aus den riesigen Töpfen. Lecker, lecker!!! Als ich dachte, dass ich nichts mehr essen könnte, fuhren wir am Abend dann zu Hiroshis Eltern, wo es dann noch mal ein riesen Familienessen gab. Am Tisch wurden leckere Okonomiyake (quasi Omelette) zubereitet und Bier und Wein ausgeschenkt. Alle waren bester Stimmung und wollten mich gar nicht gehen lassen.

(Das Haus im Wald; die Feuer-Kochstelle; Lachs-Grillen; am Tisch).




Am Montag hat Hinako wieder den Kindergarten geschwänzt und mich zusammen mit Mayumi und dem kleinen Satoshi zum Bahnhof gebracht. Als Geschenk habe ich zwei kleine Keramik-Glückshunde bekommen (2006 ist das Jahr des Hundes) und viele schöne Erinnerungen bei den Itos. Der Abschied ist mir dann doch schwerer gefallen als erwartet, aber ich musste trotzdem weiterziehen und stieg bei Sonnenschein in den Zug nach Kyoto. Am Abend habe ich eine sms von Mayumi bekommen und sie schrieb, dass Hinako den Tisch für mich mit gedeckt hätte, da ich doch vom Bahnfahren zurück kommen würde...

Familie Ito und ich.
伊藤様と私。

3. Kapitel: KYOTO 京都

Gegen 17:00 kam ich in Kyoto an und machte mich auf die Suche nach meinem Hostel - dem Tôji-an. Eigentlich wollte ich in ein anderes, aber das war ausgebucht und im Endeffekt war das Tôji-an nicht nur eine Alternative, sondern echt toll!!! Ich habe es auf Anhieb gefunden (eins der wenigen Male, dass ich mich mal nicht verlaufen habe) und wurde herzlich vom Besitzer begrüßt. Der konnte seinen Plan nicht richtig lesen und zeigte mir drei Mal einen anderen Schlafplatz....hehe. Das Tôji-an ist mal ziemlich klein und eng, hat nur eine Dusche und man teilt sich ein 6er-Zimmer. ABER: Man wird herzlich begrüßt, man schläft warm und gut, man kann Fahrräder leihen, das Frühstück (Toast, Kaffee und Tee soviel man will und gekochte Eier) ist umsonst und abends das Bier auch, man bekommt den Besuch im Sentô (öffentliches Bad) fast komplett zurückerstattet und am besten man trifft Menschen aus aller Welt. Ich habe Koreaner, Amerikaner, Engländer und Franzosen getroffen...und einen Bonner Kommilitonen, der dort für eine Nacht gepennt hat, bevor er in sein Wohnheim einziehen konnte, aber dass er sein Auslandsjahr in Kyoto machen würde, wusste ich nicht! Die Welt ist klein und trifft sich im Tôjian!

(klein, aber fein.)
So, genug Werbung gemacht...was habe ich gesehen??? Viel und doch so wenig, um es genau zu sagen. Ich hatte ja quasi nur 3 Tage und am ersten Abend habe ich mich zuerst mit Karten eingedeckt und versucht herauszufinden, wo welcher Tempel ist. Dann habe ich mich mit Jo und Freunden getroffen und den Abend bei ein paar Bier ausklingen lassen. Als ich dann gegen 1 im Hostel war, schliefen alle tief und fest.

Am Dienstag war ich trotzdem früh wach und lieh mir ein Fahrrad. Dann fuhr ich bei schönem Vormittagssonnenschein zum Tôji (Tempel) und war unheimlich beeindruckt von den wunderschönen Buddha-Statuen, die dort zu sehen waren. Fotos durfte man keine machen...aber sie waren riesig, golden, magisch, einfach unglaublich! Obwohl die Pagode die größte in ganz Japan ist, ist sie meiner Meinung nach nicht halb so beeindruckend wie die Erhaltung der Buddhas in der Lese- und in der Haupthalle.
Dann bin ich weiter Richtung Bahnhofsgegend gefahren, wo ich mir den Higashi-Hongan-Ji (den Osttempel) angesehen habe. Auch hier war ich begeistert von den Buddhas, aber auch von der Stimmung die allgemein herrschte.
Den Nishi-Hongan-Ji (Südtempel) habe ich nur von Außen gesehen und bin dann weiter geradelt, bis ich mich verfahren und in einen Regenguss gekommen bin. Zurück im Hostel habe ich den überraschen meinen Bonner Kommilitonen Christian Heideck getroffen und ein wenig mit ihm gequatscht, während es draußen blitzte und donnerte - dem dicken Regenguss habe ich dann doch nicht abbekommen. Am Abend war ich wieder mit Jo, Maiko und Kazuyoshi unterwegs im Ausgehviertel (shijô).

Am Mittwoch bin ich dann los um mir im Norden der Stadt den Kinkakuji (Gold-Tempel) und Ryôan-Ji zu besichtigen. Die waren beide überlaufen mit Touristen, die alle versuchten, das beste Foto zu schießen, aber nichtsdestotrotz war es ein schöner Anblick und ein unheimlicher Wow-Effekt. Denn, die Japaner haben es echt drauf, was Gärten betrifft, sie sind so vollkommen schön - aber man kann diese Schönheit der Natur einfach nicht in Worte fassen.

(Buddha hinter Sakura; der Goldpavillon; See).

Danach wollte ich eigentlich noch den Kaiserpalast sehen, habe es mir dann aber anders überlegt, weil ich den guten Sven nicht warten lassen wollte. Der war erst seit ein paar Tagen in Kyoto und besaß noch nicht mal ein Handy. Am Bahnhof haben wir uns dann getroffen und über Gott und die Welt gequatscht. Anschließend sind wir rumspaziert und haben Jo und Kazuyoshi getroffen. Dann waren wir in einem ziemlich stylishen Café in Shijô, im 9ten Stock und dort habe ich grüner-Tee-CCino getrunken (also quasi Cappuccino, mit Grüner Tee - Geschmack) - lecker!
Als es dann allmählich dämmerte haben wir uns aufgemacht um das Nijô-Jô bei Nacht zu sehen. Zurzeit findet an verschiedenen Sehenswürdigkeiten Kyotos ein Light-Up Event statt, d.h. dort werden die einzelnen Tempel etc. angeleuchtet. Dort haben wir dann außerdem Shamizen-Musik gehört und süßen Sake getrunken. Zurück im Hostel fühlte ich mich ziemlich müde und durchgefroren, obwohl es erst 22:00 war.


(Nijo-jô bei Nacht - Light-up Event)

Die letzte Nacht habe ich kaum schlafen können und bin wie geplant um 6 aufgestanden um mir noch den Kiyomizudera anzusehen. Ich war gegen 8 Uhr da und mit mir ein paar wenige andere Touristen, die die frühe Stunde und den Regen nicht scheuten. Beim Tempel angekommen konnte ich den Mund vor Staunen kaum schließen - angelegt auf einem Berg, umgeben von Wald, mit Blick auf die Stadt liegt dieser Tempel. Dann bin ich weitergezogen und als ich den Tempel verließ kamen mir immer mehr andere Touristen entgegen. Zufälligerweise erwischte ich einen Express-Bus, der an allen bekannten Sehenswürdigkeiten Kyotos hält und so erfuhr ich dann auch etwas über die kleineren Tempel. Trotzdem bin ich durchgefahren und erst beim Ginkakuji (Silbertempel) ausgestiegen. Dort angekommen musste ich mir den Garten und Tempel mit einer amerikanischen Schicki-Micki-Touri Gruppe ansehen, die alle von ihrem 5 Sterne Hotel Regenschirme dabei hatten. Irgendwann habe ich sie überholen können und musste nicht mehr hinter ihnen hertraben. Aber der Tempel an sich war auch sehr schön und erst der Garten, der meiner Meinung nach viel erwähnenswerter ist, als der Tempel selbst.

(Kiyomizu-dera im Morgengrauen)


(Ginkaku-Ji im Regenschauer).



Gegen 11 war ich dann wieder im Hostel, habe meine Sachen gepackt und musste mich dann vom Besitzer und meinem Kyoto-Zu Hause-für-3-Tage verabschieden. Der Besitzer (übrigens ein alter Mann, in seinen 70ern würde ich sagen) winkte mir hinterher, bis ich an der Ecke nach links abgebogen war...ich wollte gar nicht gehen. Ein letztes Mal aß ich in Kyoto zu Mittag (mit Jo, Sven und Kazuyoshi), traf noch kurz auf Ken (bei Starbuck's) und stieg dann in den komplett überfüllten Zug nach Osaka. Dort kam ich gegen 15:30 an und wusste nicht genau wohin.


(Kyoto im Regen,Bus - Seitenfenster; Bus-Frontfenster; Kyoto-Bhf "the cube").


4. Kapitel: Ôsaka 大阪 im Schnelldurchlauf

Mein erstes Ziel war das Schloss, das nur bis 17:00 geöffnet hat...Problem nur, ich hatte keine Karte und wusste nicht, wie riesig der Bahnhof eigentlich war. Er war riesig...bis ich eine Karte und den richtigen Bahnsteig gefunden hatte, war es 16:00 Uhr und am Schloss angekommen dachte ich, dass es dem Schloss gar nicht gerecht werden würde, wenn ich einfach nur so durchhetzen würde.
Ich ließ mir also einfach Zeit, genoss den Ausblick von ganz oben auf die Stadt und traute mich nicht, einen Sumo zu fragen, der sich auch das Schloss ansah, ob ich ein Foto von ihm machen dürfte.
(Blick auf Osaka vom Schloss aus)
Naja, auf jeden Fall habe ich das Schloss in Ruhe besichtigen können und bin anschließend durch den Park spaziert und habe versucht ein paar schöne Aufnahmen von Kirschblüten zu machen. Danach bin ich Richtung Einkaufsgegend gelatscht und weil mir einfach nur kalt war habe ich mich in den nächsten Starbuck's (mein zweites zu Hause mittlerweile) gesetzt und die Karte von Osaka studiert.
Da es schon recht spät war und ich gegen 19:00 beim Hotel sein wollte habe ich mich dann auch langsam auf die Suche gemacht. Im bunten Ausgehviertel Namba bin ich eine Stunde umhergeirrt, bis ich mein Hotel - übrigens ein Kapsel-Hotel - zwischen den ganzen Lovehotels entdeckt habe.

(Kapselflur; kein Zugang für Herren auf dieser Etage; "meine" Kapsel)

Wenig Flair, aber dafür billig und mal eine Erfahrung wert...so kann man das "Capsule Inn Namba" beschreiben. Jeder für sich, sehr anonym - irgendwie passend, denn jeder hat seine Kapsel, seine Ruhe. Ich hatte also meine, die ich die halbe Nacht halbwach hustend und nach Luft ringend beschlagnahmt hatte. Am nächsten Morgen bin ich früh aufgestanden und habe gegen 8 vom Osaka Hauptbahnhof den Weg nach Kumamoto auf mich genommen.

5. Kapitel: Heimfahrt - eine lange Heimreise

Zuerst ging es von Osaka nach Himeji und eigentlich sollte diese Fahrt nicht allzu lange dauern, etwa 1 Stunde...doch das war leider nicht so. Stattdessen gab es einen Selbstmord und die Zugfahrt dauerte 90 Minuten. Die ganzen Salarymen zogen nacheinander ihr Handy aus der Tasche um bei der Arbeit bescheid zu sagen, dass sie zu spät kommen würden - es kommt selten vor, dass die Bahnen unpünktlich sind und noch seltener kommt es vor, dass Leute in den Bahnen telefonieren, denn das ist eigentlich verboten.

(überfüllte Bahn; Bahnhof Mihara; aus dem Fenster-Blick).

In Himeji musste ich nicht lange auf meinen Anschlusszug warten, ihn aber leider mit vielen anderen Fahrgästen teilen und wieder stehen. Umstieg war in Aioi bis nach Okayama und auch diese Fahrt verbrachte ich stehend. Erst, als ich in Okayama in den Zug nach Shimonoseki stieg fand ich endlich einen Sitzplatz und verschlief den halben Weg. Aber das war nicht schlimm, da ich etwa 6 Stunden durchfuhr. Gegen 20 Uhr war ich endlich auf Kyushu angekommen und fuhr wieder stehend von Kokura nach Omuta. Von Omuta stieg ich in den nächstbesten Zug nach Kumamoto und bin mir bis heute nicht sicher, ob ich mit dem Zug hätte fahren dürfen, da es ein „limited express“ war – sehr schick, sehr bequem und vor allem sehr schnell. Alles in allem war ich dann gegen 22 Uhr in Kumamoto und bis zum Wohnheim war es auch nicht mehr weit.

Fix und fertig nach einem langen Tag im Zug, der mich quer durch Japan fuhr kam ich dann endlich zu Hause an und fiel alsbald ins Bett.

6. Kapitel: Fazit – Japan ist ein tolles Land

Was habe ich nun alles gesehen und erlebt? Ach, je…so viel, aber es gibt noch viel mehr zu entdecken und meine Reiselust ist noch lange nicht gesättigt. Ich habe viele nette und hilfsbereite Menschen getroffen, die mir den rechten Weg zeigten, wenn ich mich mal wieder verlaufen hatte, aber auch verlaufen hat was – man entdeckt ganz andere Seiten einer Stadt und folgt nicht immer den Standard-Touristen-Wegen. Ich habe herzliche Menschen getroffen, die mir überall ein zu Hause geboten und mich gerne bei sich aufgenommen haben. Und ich habe liebe Menschen getroffen, mit denen ich eine schöne, lustige Zeit hatte und ich hoffe sie bald wieder zu sehen. Man kann nicht sagen, was typisch Japan ist – genau so wenig, wie man sagen kann, was typisch Deutsch ist…auf keinen Fall sind Würstchen und Bier. Aber das ist ein anderes Kapitel und soll ein anderes Mal erzählt werden.