Im Land der Dichter und Denker

Klassisches, Skurilles und Lustiges, Tolles und Unglaubliches aus Germany mit einer Prise Unileben und Japan, einem Hauch Ironie und gewürzt mit extra viel nonsense

Friday, April 28, 2006

April, April

...und auch der April, April geht vorbei...noch zwei Tage und dann ist Mai!
und am Montag hab ich frei...nun genug Reimerei.


Es ist Freitag abend - beinah nacht - und anstatt mich zu besaufen und fix und fertig in mein viel zu kleines zu Bett fallen, am Samstag bis in die Puppen schlafe und mal wieder nichts gebacken kriege, schreibe ich hier, allein in meinem Zimmer sitzend, einsam ein bißchen Chuhai trinkend, was sich so ereignet hat in der Weltmetropole Kumamoto - immerhin eine 600.000 Einwohner-Stadt.

Die Uni läuft jetzt schon seit drei Wochen und selbst die Kanji-Tests sind gar nicht sooo schwer, wie vermutet. Der Hörverständnis Kurs, in dem ich als einzige Europäerin neben den Kanji-Experten aus China und Korea lausche und mein bestes gebe (überall eben GANBATTE), ist dagegen echt der Hammer. Mittwoch ist mein Hammer-Tag, weil ich von morgens 8:40 bis abends meistens 18:30 Unterricht habe, zwar mit Mittagspause und einer Freistunde, aber dennoch geht ein ganzer Tag dahin für Lesen, Aufsatz, Musik und Shodô. Aber ich denke, dass mein Stundenplan auch viel Freizeit und Faulheit zulässt und vor allem viele Gelegenheiten um meiner Schreibwut freien Lauf zu lassen.

Heute habe ich mir gedacht, dass ich euch mal von meinen Lehrern erzähle, schließlich sehe ich die jeden Tag und werde sie schmerzlich vermissen, wenn ich wieder in Bonn bin, unbezahlbare Studiengebühren auftreiben muss um mein Studium schnellst möglich zu Ende zu bringen, wo alles auf Bachelor umgestellt wird und auch die Ära der Regios ein Ende hat (soll heißen, am WS 06/07 kann man Regionalwiss. Japan nicht mehr anfangen zu studieren).

Nun, so soll es sein:
Fangen wir mit Montag an, da habe ich eine Stunde, von 16:00-17:40 Japanische Kultur und Gesellschaft, bei Herrn Yôichi. Bisher hatte ich erst zwei Mal Unterricht bei Herrn Yôcihi, aber beide Male trug er graue Toe-Socks in braunen Ledersandalen, mit einem Riemen zwischen großem Zeh und der anderen 4en. Dazu einen scheußlich, ausgewaschenen Pullover à la ehemalige Schullehrer (Hose trug er zwar auch, aber die ist unauffällig). Er hat großes Interesse an Deutschland und fragt Sabine und mich so einiges, was ich (wir) wissen müsste(n), (ich) es aber wegen Abneigung gegen meine ehemalige Geschichtlehererin irgendwie nicht wirklich gut gelernt habe. Bewertung fällt trotzdem positiv aus, weil er nett ist, verständlich redet, gerne Fragen beantwortet und uns für Montag frei gegeben hat.

Weiter mit Dienstag wo ich zwei Stunden habe:
Video-Nachrichten Kurs bei Imanishi Sensei von 12:50 bis 14:20. Herr Imanishi raucht leider viel zu viel, was man dann bemerkt und bedauert, so bald man ihn in seinem Büro aufgesucht hat. Ansonsten behauptet er, er könne kein Englisch, oft aber unbekannte Vokabeln ins Englische übersetzt. Übersetzt er mal nicht, dann erklärt er uns den japanischen Wortschatz gekonnt, oft witzig und hin und wieder auch mit Zeichnungen - und vor allem mit einem Lächeln im Gesicht. Fährt über die Feiertage nach Hause (Kobe) um mal wieder bei seiner Familie zu sein. Bewertung: Auch positiv, trotz Nikotin-Laster, weil sehr sympathisch und null streng!

In der 5. Stunde habe ich "Deutsche Kultur- Fußball" bei Herrn Bauer. Er kommt ursprünglich aus München und hat auch einen leichten Dialekt im Deutschen. Spricht aber fließend Japanisch und wird zudem von seinen japanischen Schülern hochgelobt, wenn er besonders schwierige und seltene Kanjis an die Tafel schreiben kann - dafür ist sein Tafelbild und seine Rechtschreibung (im Deutschen) katastrophal. Trägt immer Anzug und ist sehr höflich zu seinen Studenten. Bewertung: etwas fad...weil pädagogisch nicht wirklich schwungvoll, trotzdem nett und bemüht! (PS: sollten Sie das hier jemals lesen, Herr Bauer, Verzeihung!).

Mittwoch beginnt mit einem Lesestündchen bei dem bereits vorgestellten Herrn Imanishi. In der 2.Stunde habe ich Aufsatzübung bei Frau Matsuse. Sie unterrichtet strikt nach Buch, hat immer die gleiche Frisur, ist ziemlich knochig gebaut und für eine Anekdote über ihren Ehemann oder männliche Kollegen immer zu haben. Begegnet man ihr aber auf dem Flur dann ist sie eher schweigsam und man weiß nicht, ob man das persönlich nehmen soll oder nicht. Bewertung positiv mit leicht absteigender Tendenz, wegen wechselnder Laune vor und nach dem Unterricht.

In der dritten habe ich dann "Japanese Culture in Japanese songs" bei Herrn Ohno, den wir auch einfach nur Tat nennen dürfen. Dass wir ihn Tat nennen dürfen, hat er uns in der ersten Stunde gleich dreimal erklärt, auf Englisch. Sein Englisch ist zwar nicht perfekt....aber mein Japanisch auch nicht. Er mag es nicht, wenn man mit seinem Sitznachbarn oder -Gegenüber (wir sitzen an einem riesigen Gruppentisch zu 8) tuschelt oder Witze reißt, selbst wenn er nichts sagt. Abgucken ist ganz und gar nicht erlaubt, aber nein...wer würde das auch tun und am liebsten mag er wohl Liebeslieder oder solche, in denen es um eins geht "alles wird gut/gib nicht auf". Bewertung: Er ist leider etwas sehr ernst und versteht unseren jugendhaften Humor nicht, aber ich mag den Unterricht sehr gerne.

Die vierte Stunde verbringe ich meistens Kaffee trinkend in der Mensa, bevor ich zum Shodô Kurs bei Herrn Mori spaziere. Herr Mori besteht auf das Ritual aufstehen und ordentlich begrüßen, bevor es mit der Malerei losgeht. Aber schließlich geht es ja auch um eine tiefgehende Kunst- und Traditionsform in Japan - "der Weg der Schrift".
Er hat vier Kinder (oder waren es fünf...ich habs vergessen) und ist zu jedem Studenten sehr nett. Den Austauschstudenten will er zwar keine Credits geben...aber ich glaube schon, dass wir sie bekommen werden, schließlich harren wir bis zum Schluss aus und arbeiten mit. Da wird dann interpretiert und analysiert und selbstverständlich auch selbst ausprobiert. Bewertung fällt eher positiv aus, auch wenn mir manchmal ein bißchen Didaktik und mehr technische Erklärungen fehlen.

Donnerstag beginnt mit Hörverständnis bei Frau Matsumoto. Eine nette Frau, stressfrei und eher lustig, wenn es um die Erklärung einzelner Vokabeln geht. So lief sie im letzten Semester gegen die Tafel um das Wort "Zusammstoß" zu beschreiben....das nenne ich Einsatz! Außerdem lächelt sie oft, lobt einen, wenn man was richtig gemacht hat - und da das bei mir nicht so oft vorkommt, freut es mich dann um so mehr und überhaupt versucht sie jeden nach seinem individuellen Level zu bewerten. Bewertung auch hier positiv.

Nach der Mittagspause habe ich dann viel Spaß bei Herrn Umeda, der "presentation" im Compurerraum unterrichtet. Angeblich hat er seinen Namen sogar auf seinen Turnschuhen stehen, aber ich vergesse immer das zu überprüfen, achte ich docher eher auf das was er über die schlauen Computer erzählt, die so toll und intelligent Japanisch schreiben können. Hoch motiviert und mit vollem Körpereinsatz verbringt er 90 Minuten meistens damit zwischen den Reihen umher zu springen, in sein Büro zu rennen um irgendein Kabel zu suchen oder unter Tischen zu kriechen, weil mal wieder einer der neuen Macs ein Problemchen hat. Er lacht viel, macht viele Witze und die Tatsache, dass er auch ein paar Stunden in einer Grundschule unterrichtet macht sich auch insofern bemerkbar, dass er kein hochkompliziertes Japanisch mit uns spricht. Bewertung sehr positiv, ich kann aber verstehen, wenn es Leute gibt, die ihn sehr stressig finden.

Am Freitag habe ich dann japanische Lyrik in der dritten bei Herrn Sakata. Herr Sakata hat auch mal Deutsch gelernt und wirft dann ab und zu mal ein deutsches Wort ein, um Bestätigung von Bernd, Sabine oder mir zu bekommen. Ansonsten hat er mal seinen Gürtel nicht durch alle Schlaufen seiner stets marineblauen Hose gezogen und gestaltet seinen Unterricht leider nicht besonders spannend. Es gibt wenig Interpretation und Begriffserklärung, wenig Möglichkeit als Student Stellung zu nehmen...nichts desto trotz und zu meiner Verwunderung hat er den gesamten Kurs für nächsten Samstag zu sich nach Hause eingeladen. Bewertung eher nett, positiv - hinterlässt oft einen etwas unbeholfenen Eindruck.

Zu guter Letzt habe ich dann noch ein Stündchen Kanji bei Herrn Kowaki. Ich füge gerne hinzu, dass er etwas "kowaii" (beängstigend") ist, wg. der Wortähnlichkeit. Aber eigentlich ist er gar nicht sooooo schlimm - nicht wirklich jedermanns Freund, ich glaube ein paar chinesische Studenten sollten zukünftig ihre Zunge hüten und so manch einer wünscht sich, im Test besser abgeschnitten zu haben, um nicht gesagt zu bekommen (vor dem ges. Kurs), dass man lieber den leichteren Kurs machen soll. Aber trotzdem scheint er ganz ok zu sein, der wohl auch viel einzustecken hat (Frau Matsuse hackt mit Vorliebe auf ihm rum) und schon viel gesehen hat in der Welt. Leider versteht er auch ein bißchen Deutsch, so dass uns wenig Möglichkeit bleibt während des Unterrichts über Kanji-Kowaki zu lästern. Bewertung auch eher positiv, leichte Tendenz zur Verbissenheit, aber fordernd und anspruchsvoll streng.

Achja und dann gibt es da noch Frau Sakashita - die Jazz-Dance Lehrerin. Eine sportliche, zierliche Frau in stets schwarzer Hose mit roter Jacke, unter der sie ein gelbes T-Shirt mit "rhytmischer Gymnastik"-Aufschrift trägt. Außerdem trägt sie immer ein Lächeln auf ihrem Gesicht und geht auf jeden einzelnen in der Gruppe ein. Auch hier bleibt zu sagen: Bewertung positiv!

Natürlich gibt es noch anderen Lehrer - bei denen ich letztes Semester Kurse belegt habe und dann natürlich noch die Belegschaft aus dem Büro, aber ich habe schon ziemlich viel geschrieben und irgendwann will ich heute auch noch schlafen, so dass ich dann ein anderen mal berichte, wen es hier noch gibt. Wahrscheinlich dann erst im Mai, nach der Golden Week und meinem ersten Referat in diesem Semester.

In diesem Sinne, gute Nacht und Frohes Lernen!

2 Comments:

  • At 3:01 AM, Anonymous Anonymous said…

    ja wie, kein regio mehr... also was soll das also schliemm also scheisse, ja!!

    die bewertung ueber die lehrer war voll lustig zu lesen, auch wenn ich deswegen jetzt zu spaet zum unterricht komme ;)

    stimmt eigentlich, ueber die lehrer sollte ich auch mal schreiben... sieht man ja schliesslich jeden tag

    それじゃ、急がなきゃ!!!

     
  • At 7:57 AM, Anonymous Anonymous said…

    Schön, dass du so viele "positive" Lehrer hast... bei mir sind sie eigentlich auch ganz okay - man regt sich eher über den Stoff auf.

    Allen eine schöne Golden Week!

     

Post a Comment

<< Home