Im Land der Dichter und Denker

Klassisches, Skurilles und Lustiges, Tolles und Unglaubliches aus Germany mit einer Prise Unileben und Japan, einem Hauch Ironie und gewürzt mit extra viel nonsense

Monday, May 22, 2006

es war einmal...

kennt ihr das Märchen vom Wochenende, an dem Catie unzählige Male "Rotkäppchen" und "Die Bremer Stadtmusikanten" vorgelesen hat? Nein? ...dann lest es jetzt:

Es war ein Mal in Japan, auf der sonnig-südlichen Insel Kyushu, mitten in den Bergen des Aso-Vulkans, wo die schmalen Wege von geheimnisvollem Nebel verschluckt werden und die Riesenameisen tote Fliegen tragen, wenn sie nicht grade arme Menschen in ihre zarten Füße beißen. Hier gab es ein kleines Bonner Mädchen, das mutig in einen Bus stieg und mit ihren Freunden aus sieben anderen Ländern eine Reise ins Aso-Gebirge unternahm um dort entschlossen und mit kräftiger Stimme neugierigen Kindern Märchen aus aller Welt vorzulesen. Doch sie ahnten nicht, was sie dort im Hotel Windy erwarten würde...

...stickige, schwüle Luft, dunkle Zimmer und mehr als 99 bunte Luftballons, literweise Bier, kiloschweres Grillgut und zur Erholung ein hoteleigenes Onsen. Verschlafen begann das Märchen-Wochenende um 8 Uhr am Sonnabend, doch bis die ersten Gäste kamen schlug die schwere Eichenuhr in der Vorhalle 5 Mal zur vollen Stunde. Der erste Tag verstrich langsam und eher gemütlich, die Stimmbänder waren zwar schon etwas angeheisert, doch erst am Sonntag schickte der liebe Gott ganze Kinderscharen mit Eltern und Großeltern in die Berge um ihnen dort das Hören und Staunen, Sagen und Märchen aus aller Herren Länder zu lehren. Trotz Verkaterung, die durch ein unhaltsames Gelage mit japanische Bier bis um 3 Uhr nachts stattgefunden hatte, stürmten die mutigen Studenten um 8 Uhr das Frühstücksbuffet um Kräfte für einen wahren Märchenmarathon zu sammeln. Bevor dann der Gong zum Start läutete entspannte sich jeder noch auf seine Weise in der Sonne, bei einem Spaziergang durch die Berglandschaft, die an jenem Tag so friedlich war, wie einst vor vielen Jahren. Von 10 bis 16:00 Uhr stürmten sodann zahlreiche Kinder die Stuben und lauschten teils gespannt und teils gelangweilt den Märchen auf japanisch und in der jeweiligen Landessprache. In der guten deutschen Stube konnten die kleinen Gäste auch mit den ausgestellten Stofftieren kuscheln - die Maus, ein weißer Hase und die Bremer Stadtmusikanten. Als um 16 Uhr das langersehnte Ende bevorstand, drängelten sich immernoch neugierige Gäste von jung bis alt um einen der wenigen Sitzplätze zu ergattern.

Völlig erschöpft und stimmlos erklommen die trinkfreudigen Studenten erst gegen 17:00 Uhr den Bus, der sie zurück in die Stadt bringen sollte, dort wo Abgase und Schwüle das Klima bestimmen und Starbuck's mit einem Banana-Frappuccino winkte.

Auch ein Märchen (-Wochenende) geht ein mal zu Ende, das mir mit vielen Eindrücken in Erinnerung bleibt, so etwa die Besuche der Gouverneurin von der Präfektur Kumamoto und des Bürgermeister der Stadt Yamato-cho und viele glücklichen Kindern, denen man mit ein paar Geschichten eine Freude bereiten konnte.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann lesen sie bis zu ihrem Lebensabend kein einziges Mal mehr Rotkäppchen oder die Bremer Stadtmusikanten, die im übrigen beide von den Gebrüder Grimm geschrieben wurden, falls das jemand zufälligerweise nicht wusste.

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